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Beseitigung des Bahnübergangs „Hinter dem Schloss“ in Bad Rappenau
Vorstellung der Planung und der Verkehrsuntersuchung

Der Bau einer Unterführung beim Bahnübergang „Hinter dem Schloss“ könnte das größte Verkehrsprojekt im Stadtgebiet Bad Rappenau der kommenden Jahre werden. Nun wurden die Planungen sowie die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung erstmals öffentlich im Gemeinderat vorgestellt.

Oberbürgermeister Blättgen machte deutlich, dass in der Sitzung keine Beschlüsse gefasst werden sollen, sondern die Information von Gemeinderat und Öffentlichkeit durch Verkehrsexperten Ziel dieser Sitzung sei. Verschiedene Verkehrsexperten waren dazu in die Sitzung gekommen. Eine 3D-Animation der Planung vermittelte zudem einen guten Eindruck, wie der neue Straßenverlauf aus der Sicht eines Autofahrers, Radfahrers  oder Fußgängers aussieht.

Die Baumaßnahme an sich stellte Heinz-Josef Vieth vom Ingenieurbüro Krebs + Kiefer vor. Er machte deutlich, dass die Bahnunterführung als solche sowie die dazu erforderlichen Anschlüsse von Straßen, Rad- und Gehwegen fast ausschließlich auf öffentlichen Flächen geplant ist und nur sehr kleine private Flächen in Anspruch genommen werden müssten.

Geplant ist der Bau einer eingleisigen Brücke, die auf der Ostseite (also Richtung Stadtmitte) einen kombinierten Geh- und Radweg erhalten soll. Die Straße Hinter dem Schloss wird im Bereich zwischen der Riemenstraße und dem Kreisverkehr in der Raiffeisenstraße um einige Meter nach Osten in Richtung Schlosspark verschwenkt. Einige Bäume im Schlosspark sowie ein Teil der Sandsteinmauer müssten entfernt werden. Auf der bisherigen Fahrspur Richtung Süden könnten die Grundstücke, die westlich der Straße Hinter dem Schloss liegen, angefahren werden.

Die Anbindung der Bahnhofstraße wird tiefer gelegt und in einem sogenannten „Grundwassertrog“ gebaut. Die Sichtverhältnisse innerhalb der Rampe sind gewährleistet. Ob an dieser Stelle ein Linksabbiegen in die Straße Hinter dem Schloss möglich sein wird, kann zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden. Ein Linksabbiegen aus der Straße Hinter dem Schloss in die Bahnhofstraße wird an dieser Stelle nicht möglich sein, Verkehrsteilnehmer müssten über den Kreisel an der Raiffeisenstraße „wenden“.

Ein Längsschnitt durch die geplante Bahnunterführung machte deutlich, dass der Großteil des Bauwerkes im Grundwasser liegt und wasserdicht ausgebaut werden muss. Hier wie auch am Anschluss Bahnhofstraße müsste bei Niederschlägen das Wasser abgepumpt werden. Eine Änderung des Grundwasserspiegels hätte nach Ansicht des Experten keine Auswirkung auf das Bauwerk, da dieses für den höchstmöglichen Grundwasserstand berechnet ist.

Die Rampe in Richtung der Raiffeisenstraße wäre mit 9,5 % relativ steil und würde zum Kreisel hin flacher werden, um ein leichtes Anfahren zu gewährleisten. Die Rampe in Richtung Bahnhofstraße wäre insgesamt flacher.

Die Bauzeit ist mit 30 Monaten geplant, ein Baubeginn könnte nach Rücksprache mit der Bahn frühestens im Jahr 2021 erfolgen. Die Fertigstellung wäre somit im Jahr 2024. Während der gesamten Bauzeit müsste aus Sicherheitsgründen der Bahnübergang komplett geschlossen bleiben. Radfahrer und Fußgänger könnten auf die nahe gelegene Unterführung am Bahnhof bzw. auf die Unterführung in der Brunnenstraße ausweichen. Der Zugverkehr könnte während der Bauzeit mit Ausnahme weniger Tage fahrplanmäßig erfolgen.
 
Die Gesamtkosten würden sich aus heutiger Sicht auf ca. 13,1 Mio. Euro belaufen. Bezüglich der Kosten laufen derzeit Vorbereitungen zum Abschluss einer Planungsvereinbarung mit der Bahn, erläuterte Frank Zwicker von Zwicker Bauconsult: Normalerweise übernehme die Bahn rund 1/3 der Kosten in solchen Fällen. Auch nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) bzw. nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) ist die Maßnahme „grundsätzlich zuwendungsfähig“, wie es in einem Schreiben des Regierungspräsidiums Stuttgart heißt. Allerdings läuft das GFVG zum Jahr 2019 aus, und wie eine Kostenbeteiligung von Land und Bund anschließend aussieht, ist offen.

„Bei 13 – 14 Mio. Euro Baukosten ist das Thema vom Tisch, wenn es keine Förderung gibt“, machte OB Blättgen deutlich. „Wenn wir weiter planen und anschließend keine Förderung bekommen, besteht das Risiko, dass wir die Planungskosten in den Sand setzen.“

Dr. Ing. Frank Gericke vom Büro Modus Consult stellte anschließend die Ergebnisse einer umfangreichen Verkehrsuntersuchung vor, die die möglichen Auswirkungen einer Bahnunterführung aufzeigten. Dazu wurden im Oktober 2014 an vier Knotenpunkten in der Innenstadt die Fahrzeuge gezählt (Kreisverkehr Hinter dem Schloss, Kreuzung Bahnhofstraße / Hinter dem Schloss, Kreisverkehr Raiffeisenstraße / Südstraße sowie Kreuzung Kirchenstraße / Bahnhofstraße). Dabei wurden auch die Fahrtrichtung der Fahrzeuge und alle Abbiegebeziehungen erfasst. Da zu diesem Zeitpunkt die Bahnstrecke gesperrt war, gab es keine Behinderungen an den beiden Bahnübergängen.

Überrascht zeigte sich der Verkehrsexperte davon, wie hoch das Verkehrsaufkommen in der Bahnhofstraße ist. Mit über 1000 Fahrzeugen innerhalb der vierstündigen Zähldauer ist es fast vergleichbar mit der Stadtausfahrt auf der Babstadter Straße westlich des Kreisels (1.300 Kfz). 8.200 Kfz fuhren hochgerechnet pro Tag über den Bahnübergang Hinter dem Schloss.

Der Verkehr wurde anschließend auf das Jahr 2025 hochgerechnet und dabei die Situation mit und ohne Bahnunterführung verglichen. Ohne den Bau einer Bahnunterführung würden 2015 nur noch 7.000 Fahrzeuge täglich den Bahnübergang Hinter dem Schloss nutzen, auch wenn die Verkehrsmenge insgesamt im Vergleich zu heute zunimmt.

Aufgrund der häufigeren Schließzeiten der Schranken (vor Einführung der Stadtbahn 50 Züge täglich, heute 80 Züge täglich) seien Fahrer eher bereit, Umwege zu fahren als an geschlossenen Schranken zu stehen, so der Verkehrsexperte. Laut einem Schreiben der Bahn liegen die Schließzeiten am Bahnübergang Hinter dem Schloss in 93% der Fälle unter 4 Minuten, am Bahnübergang Kirchenstraße in 74% unter 4 Minuten und in 15% unter 5 Minuten. „Für die Umfahrung braucht man 2 Minuten. Wer also denkt, dass die Schranke geschlossen ist, wird gern einen Umweg fahren“, so Verkehrsexperte Gericke. Eine eigene Messung durch die Stadtverwaltung ergab Schließzeiten, die zwischen 2 und 5 Minuten lagen, nur ein Ausreißer mit 9 Minuten war dabei.

Gemäß der Prognose würde sich ohne den Bau einer Bahnunterführung der Verkehr hauptsächlich auf die westlich von Bad Rappenau gelegene L549 verlagern. Auch in der Babstadter Straße westlich des Kreisverkehrs Hinter dem Schloss würde in diesem Fall der Verkehr zunehmen. Weniger Verkehr gäbe es auf der Straße Hinter dem Schloss, der Bahnhofstraße, der Raiffeisenstraße sowie auf der Kirchenstraße und Wimpfener Straße.

Sofern in der Straße „Hinter dem Schloss“ eine Bahnunterführung gebaut wird, wird der Verkehr in dieser Straße deutlich zunehmen. Für das Jahr 2025 sind in diesem Fall 14.000 Kfz pro Tag prognostiziert. Auch die Raiffeisenstraße, die Bahnhofstraße, die Kirchenstraße im nördlichen Teil bis zur Kreuzung Bahnhofstraße sowie die Südstraße müssten in diesem Fall mehr Verkehr aufnehmen. Deutliche Entlastungen gäbe es auf der Babstadter Straße und auf der L549 westlich von Bad Rappenau.

In einem weiteren Schritt wurde noch untersucht, wie sich (zusätzlich zum Bau der Unterführung) der Bau einer Verbindung von der Kreisstraße aus Richtung Bonfeld (K 2120) auf die Landesstraße Richtung Bad Wimpfen (L530) südlich von Bad Rappenau auswirkt. Dadurch müssten Fahrzeuge, die aus Bonfeld kommen und nicht in die Stadtmitte von Bad Rappenau wollen, nicht mehr durch die Schwaigerner und Wimpfener Straße in den Ort hineinfahren. Der zusätzliche Bau dieser Abzweigung würde deutliche Entlastungen für die Schwaigerner und Wimpfener Straße bringen, aber auch für die Raiffeisenstraße, Bahnhofstraße und Kirchenstraße.

Zuletzt wurde in der Verkehrsuntersuchung noch die Leistungsfähigkeit der Verkehrsknoten nach der Umsetzung der Maßnahmen und der entsprechenden Verlagerung der Verkehrsströme beurteilt. Alle Kreuzungen bzw. Kreisverkehre im Gebiet, die bewertet wurden, erhielten die Bewertungen A – C, was den Schulnoten „Sehr gut“ bis „Befriedigend“ entspricht. Am schlechtesten (mit C) wurde dabei der Kreuzungsbereich Bahnhofstraße / Hinter dem Schloss bewertet. Bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses sind jedoch in keinem Fall erforderlich.

Zahlreiche Fragen zu den Folgen der Baumaßnahmen, zur möglichen Verkehrsführung, zur Leistungsfähigkeit der Verkehrsknoten  und der Verlagerung der Verkehrsströme wurden den Planern gestellt.

Der Sprecher der CDU merkte an, dass auch die ökologische Betrachtung wichtig sei, wie viele Umwegfahrten ingesamt anfallen und wie viele Staustunden dem entgegen stehen. Grundsätzlich sollen aus seiner Sicht Straßen mit vielen Anwohnern, wie die Kirchenstraße, Wimpfener Straße oder die Bahnhofstraße entlastet werden. Auch die Umwegfahrten auf Schleichwegen durch Wohngebiete sollten seiner Ansicht nach in der Betrachtung berücksichtigt werden.
Über das Schreiben der Bahn zu den Schrankenschließzeiten zeigte er sich sehr unzufrieden „An die Bahn muss man mit konkreten Forderungen herantreten. Egal ob mit oder ohne Unterführung, bei den Schließzeiten muss etwas passieren.“ Er schlug vor, einen unabhängigen Gutachter zu beauftragen, der Maßnahmen erarbeiten könnte, die sich von der Bahn umsetzen lassen.

Der Sprecher der SPD zeigte sich verwundert über die Schlussfolgerung des Verkehrsgutachtens, das den Bau einer Bahnunterführung empfiehlt, wenn doch durch den Bau mehr Verkehr in die Innenstadt gebracht wird.

Der Sprecher der ÖDP schlug vor, die Kreisstraße von Bonfeld an die Landesstraße nach Bad Wimpfen anzuschließen. So könnte man auch ohne Bahnunterführung die Schwaigerner Straße und Kirchenstraße deutlich entlasten.
Er erkundigte sich auch, ob es nicht eine Technik gebe, die den Fahrern schon an den Kreisverkehren in den Babstadter bzw. Heinsheimer Straße signalisiert, dass die Schranke geschlossen ist.


Weiterer Zeitplan:
Am Donnerstag, dem 01.10.2015, um 19 Uhr ist eine Bürgerversammlung zu dem Thema im Kurhaus geplant. In der Gemeinderatssitzung vom 08.10.2015 soll dann über das weitere Vorgehen beraten und beschlossen werden.


Gemeinderat Bahnunterfhrung2
Ansicht von Norden: Bahnunterführung (Bildmitte), Abzweig Bahnhofstraße (links) und Zufahrt zu den Anliegern im Westen (rechts)

Gemeinderat Bahnunterfhrung4
Ansicht von Süden: Bahnunterführung (Bildmitte) und Zufahrt zu den Anliegern im Westen (links), rechts vorn die Schlossarkaden

 
 
 
 
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