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Die Saline in Bad Rappenau ist nach ihrer Stillegung in den 1970er Jahren nicht spurlos verschwunden. Viele Reste davon sind, vor allem im Salinenpark, erhalten geblieben. Aber auch neuere Dinge erinnern an die vergangenen Zeiten und daran, wie wichtig das Thema Sole heute nach wie vor für unsere Kur- und Bäderstadt ist. Hier stellen wir einige dieser Sehenswürdigkeiten vor:

Das historische Tretrad – eine von Menschen angetriebene Muskelkraftmaschine

Das historische Tretrad befindet sich in der Talmulde am Einsiedelwald, direkt an Rosentritts Fundbohrloch. Dieses letzte noch vorhandene Tretrad der Rappenauer Saline wurde 1822 in Zusammenhang mit der Niederbringung der ersten Solebohrung gebaut. Es blieb bis 1928, also rund 106 Jahre, in Funktion, bis seine Aufgaben vom fahrbaren Bohrturm übernommen wurden. Seither gilt es als ein technisches Denkmal, das in seiner Art einmalig und als solches erhaltungswürdig ist. 

Auf der Rappenauer Saline waren sechs solcher Treträder in Betrieb, sie gehörten zur Grundausstattung der Bohrhäuser. Auf dem horizontal liegenden, 6 m langen und zwischen 40 und 50 cm starken eichenen Wellbaum sitzt das mit vier Doppelspeichen befestigte Rad, das sich in einer senkrechten Ebene dreht. Der Raddurchmesser beträgt 4,20 m, während die Breite des Radkranzes bei 2,10 m liegt. An seiner Innenseite sind in regelmäßigen Abständen 38 und an der Außenseite 32 etwa 7 cm starke Vierkanthölzer angebracht, die als Trittstufen dienten. Aus dem Radkranz treten nach außen jeweils 32 runde Sprossen hervor. Ihre Länge liegt bei 38 cm. Sie sind eigentlich die Verlängerung der am äußeren Radkranz befestigten Trittstufen. Das Tretrad befindet sich in einer Radgrube, deren Grundfläche 4,60 x 4 m misst und die 1,80 m tief ist.

Das Tretrad fand überall dort Verwendung, wo ein hoher Kraftbedarf erforderlich war, der von den Händen, die viel schneller ermüden als die Beine, nicht erbracht werden konnte. Bei der Niederbringung der Bohrlöcher diente das Tretrad zum Herausziehen und Wiedereinführen des Bohrgestänges. Es fand ferner Verwendung bei der nach Abschluss der Bohrarbeiten vorgenommenen Verrohrung der Bohrlöcher. Auch der Einbau der Solepumpe wurde mittels Tretrad vorgenommen. Nach Inbetriebnahme der Bohrlöcher kam dem Tretrad dann eine wichtige Rolle bei der in der Regel in Abständen von ein bis zwei Jahren vorgenommenen Aufsäuberung (Reinigung) der Bohrlöcher zu.

Wie aus den Salinenakten hervorgeht, wurde das Tretrad von der „gesamten Bohrmannschaft“, das heißt von 12 bis 16 Mann, angetrieben. Diese wechselten sich ab und liefen teils in, teils auf dem breiten Radkranz. Zusätzlich wurde an den seitlich hervorstehenden Sprossen gezogen. Ein weiterer Arbeiter betätigte den mächtigen, in der Radgrube befindlichen eichenen Bremsbalken, der leider verloren gegangen ist. Eine wichtige Rolle kam dem die eigentliche Radachse verlängernden Wellbaum zu. Um ihn war ein dickes Seil gewunden, das die Kraft vom Tretrad zu dem Bohr- bzw. Rohrgestänge im Bohrloch weiterleitete.

Die Arbeit am Tretrad war besonders mühevoll und äußerst anstrengend und machte auf fremde Besucher einen äußerts rückständigen Eindruck. 1903 bezeichnete der Badische Landtag nach einem Besuch von Parlamentariern auf der Rappenauer Saline die Arbeit am Tretrad als menschenunwürdig und forderte deren sofortige Abschaffung. Die Aufgaben der Treträder wurden in der Folgezeit nach und nach vom fahrbaren Bohrturm übernommen.

Quelle: 

  • Bad Rappenauer Heimatbote Nr. 18 (Artikel von Michael Konnerth)

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Das historische Tretrad heute (Bild: Uwe Grün, Kraichgaufoto)


Der Süßwasserbrunnen der ehemaligen Saline

Im Salinengarten ein wenig abseits vom Monopteros, in unmittelbarer Nähe zum Fitnessparcours gelegen, befinden sich Reste eines der ehemaligen Süßwasserbrunnen der Rappenauer Saline. Die aus Sandstein gefertigte Zisterne war bereits auf dem ursprünglichen Plan der Saline von 1822, auf dem noch weitere Brunnen verzeichnet sind. Diese wohl ältesten Brunnen der Saline standen im damaligen Salinenhof. Sie sind auch auf den von Salinenwerkmeister Fritschi angefertigten Situationsplänen von 1828 und 1845 verzeichnet. Je ein Brunnen stand gegenüber von Offiziantenhaus 1 und 2, während ein weiterer Brunnen sich in der nördlichen Hofhälfte zwischen Siedehaus 3 und dem großen Wasserbecken befand.

Die Saline litt von Anfang an unter Wassermangel. Zur Herstellung der Sole genügte zwar das an der Bohrstelle vorhandene Grundwasser, der übrige Betrieb der Saline war aber mit einem hohen Trinkwasserverbrauch verbunden. Viel Wasser benötigte die Saline zur Dampferzeugung für die Dampfmaschinen, die Solepumpen antrieben. Auch bei der Reinigung der Siedepfannen wurde enorm viel Wasser verbraucht. Hinzu kam der Trinkwasserbedarf für die auf der Saline beschäftigten und wohnenden etwa 160 Menschen. Die Salinenleitung ließ deshalb auf dem Werksgelände mehrere Brunnen bauen. Aber sie hatte damit wenig Glück: Jeder neue Brunnen litt über kurz oder lang an Versalzung. Aus den nahen Solebohrstellen wanderte die Sole zu den höher gelegenen Grundwasserbereichen, in die sie hineindiffundierte, aber auch die mangelnde Abwässerbeseitigung führte zur Verunreinigung der Brunnen. Das Brunnenwasser wurde dadurch für Mensch und Vieh ungenießbar. Dies führte letztlich dazu, dass die Saline auf Empfehlung der Großherzoglichen Kulturinspektion Heidelberg zur Trinkwasserversorgung entfernter gelegene Quellen nutzen musste, was schließlich zur Errichtung einer zentralen Wasserversorgung der Saline und dann der Gemeinde Rappenau führte.

Der noch im Salinenpark befindliche Brunnenschacht trägt den merkwürdigen Schriftzug „Brunnen der Saline Ludwigshalle Rappenau 1835 - 1837“. Sowohl die auf dem Brunnen genannte Bezeichnung der Saline, die ja eigentlich „Ludwigssaline bey Rappenau“ hieß, als auch das genannte Datum bedürfen noch weiterer Nachforschungen.

Quellen: 

  • Die Rappenauer Saline und ihre Geschichte“ von Michael Konnerth
  • Bad Rappenauer Heimatbote Nr. 17 (Artikel von Rudolf Rothenhöfer)

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Süßwasserbrunnen der ehemaligen Saline im Salinenpark (Bild: Stadt Bad Rappenau)


Das ehemalige „Ökonomiegebäude“ der Rappenauer Saline

Das ehemaligen Ökonomiegebäude ist heute ein Gebäudetrakt der Schwärzberg Klinik. Es kam auf dem ursprünglichen Entwurfsplan von Friedrich Arnold gar nicht vor. Zusammen mit dem baugleichen gegenüberliegenden und 1971 abgerissenen Salinenwirtshaus wurde es erst 1827 errichtet. Die Stilähnlichkeit mit den Verwaltungsgebäuden der Saline ist aber unverkennbar.

An klassizistische Vorbilder erinnert die vertikale Gliederung des Obergeschosses. Die flachen, pilasterartigen Mauervorlagen, jeweils acht an der West- und sechs an der zur Straße gerichteten Fassade, die auf dem Gurtgesims über dem Erdgeschoss stehen und oben mit einem Kapitell abschließen, erinnern an den Stil dorischer Säulen antiker Bauwerke. Das breite, auf den Deckplatten der Kapitelle ruhende Kranzgesims erinnert an das antike Architrav, das den Oberbau trägt. Es verleiht dem Gebäude unverkennbar klassizistische Züge. Auffallend sind die einfachen, mit Blendarkaden versehenen Rundbogenfenster im Untergeschoss sowie der repräsentative, ebenfalls im Rundbogenstil gehaltene Eingang. Die Rundbögen verstärken den ernsten, feierlichen Charakter des Gebäudes. Wir haben es demnach mit stilistischen Mischformen zu tun, wie sie im 19. Jahrhundert verwendet wurden. Bemerkenswert sind die Walmgauben an der Westseite des Gebäudes.

Seine Errichtung hängt sowohl mit der landwirtschaftlichen Nutzung eines großen Teils des Salinengeländes zusammen, als auch mit dem Betrieb der auf der gegenüberliegenden Seite der oberen Salinenstraße befindlichen Salinenwirtschaft (an der Stelle steht seit 1972 die Salinen Klinik). Es diente zur Lagerung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, aber auch der Unterbringung der zahlreichen Pferdefuhrwerke, die insbesondere vor 1868, als die Saline noch keinen Eisenbahnanschluss hatte, den Ab- und Antransport enormer Mengen von Massengütern (Salz, Holz, Torf, Kohle, Baumaterial), wie dies der Betrieb der Saline erforderte, besorgten. So waren in dem Gebäude u.a. außer Stallungen auch Remisen (Erdgeschoss) für Pferdewagen sowie Speicher für Heu und Stroh (Obergeschoss) vorhanden. 1861 wurden im Obergeschoss zwei Fremdenzimmer eingerichtet, sowie drei weitere Zimmer im Obergeschoss einer „gründlichen Reparatur“ unterzogen und jedes Zimmer mit separatem Eingang versehen. Diese wurden anfangs als Wohnungen vermietet, später zur Unterbringung von unbemittelten Badegästen benutzt. 1905 kaufte die Gemeinde Rappenau das Gebäude. Es wurden 26 Fremdenzimmer sowie zwei Klosettanlagen mit Wasserspülung eingerichtet. Nach dem Rückgang der Gästezahlen in Folge des 1. Weltkrieges verkaufte die Gemeinde das Gebäude nach 1914 wieder. Später befand sich darin ein Altenheim, welches 1958 in die Waldstraße umgezogen ist. Die Gemeinde erwarb das Gebäude wieder. Bis 1964 trug es den Namen „Gästehaus des Kurhotels“ und verfügte über 60 Betten. Im  selben Jahr wurde es in das Schwärzberg-Sanatorium (heute Schwärzberg Klinik) integriert und instand gesetzt, wobei es den Architekten gelungen ist, dem Gebäude sein ursprüngliches Aussehen (fast) originalgetreu wiederzugeben.

Quellen: 

  • Die Rappenauer Saline und ihre Geschichte“ von Michael Konnerth
  • Beitrag von Michael Konnerth im Heimatboten Nr. 18

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Das ehemalige "Ökonomiegebäude", heute Trakt der Schwärzbergklinik (Bild: Uwe Grün, Kraichgaufoto)


Die „Offiziantenhäuser“ der Saline 

Die quer zur Salinenstraße und zu den Betriebsbauten stehenden langgestreckten Offiziantenhäuser 1 und 2, die 1823 errichtet wurden, waren einfache, im Grund- und Aufriss gleich gestaltete, einstöckige Reihenhäuser mit schiefergedecktem Walmdach. In beiden waren jeweils 6 Wohnungen untergebracht, die über Außentreppen zugänglich waren, und zwar zwei kleinere Wohnungen (2 Zimmer und Küche) und vier große (3 Zimmer und Küche). Nach den um die Wende zum 20. Jahrhundert erfolgten Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen wurden in beiden Häusern lediglich noch 4 Wohnungen eingerichtet.

Ursprünglich sind sie als Arbeiterwohnungen verwendet worden, was eindeutig aus dem von Salinenwerkmeister Joseph Fritschi gefertigten Situationsplan der Rappenauer Saline von 1828 hervorgeht, wo sie als Laborantenhäuser, also als Arbeiterwohnhäuser, verzeichnet sind. Wann sie in Offizianten-Wohnungen (Angestellten-Wohnungen) umfunktioniert wurden, bleibt ungewiss. Jedenfalls kommen beide Häuser auf einem 1845 von demselben Fritschi gefertigten Lageplan der Saline bereits als Offiziantenhaus 1 (in den Salinenakten auch „südliches Officiantenhaus“ genannt) und Offiziantenhaus 2 („nördliches Officiantenhaus“) vor. Im Offiziantenhaus 2 war auch das Büro des Steueraufsehers untergebracht. In dem 1869 angelegten „Steuerversicherungsbuch der Saline Rappenau“ wird der Versicherungsanschlag wie folgt vermerkt:

  1. Nördliches Officiantenhaus (Nr. 2) mit Balkenkeller 15.000 fl (Gulden)
  2. Südliches Officiantenhaus (Nr. 1) mit Balkenkeller 15.000 fl (Gulden).

Es handelt sich demnach um zwei stattliche Gebäude, deren jeweiliger Versicherungsanschlag lediglich 6.000 Gulden niedriger lag als der des an der gegenüberliegenden Schmalseite des Salinenhofs befindlichen Salinenamtsgebäudes.

Nachdem die Offizianten ab 1873 Unterbeamten und ab 1896 Beamten genannt wurden, änderten natürlich auch die Häuser ihren Namen. Fortan wurden sie in den Akten und auf Situationsplänen als Beamtenhäuser angeführt, eine Benennung, bei der es dann bis zur Stilllegung der Saline 1973 geblieben ist: Beamtenhaus 1 (ehem. Offiziantenhaus 1) und Beamtenhaus 4 (ehem. Offiziantenhaus 2).

1976 erwarb die Schwärzberg-Kurklinik das in direkter Nachbarschaft befindliche Beamtenhaus 1 samt dazugehörigem Gelände von der „Südwestdeutsche Salzwerke AG“, in deren Besitz sich die Rappenauer Saline seit 1971 befand. Im selben Jahr ging dann Beamtenhaus 4 in den Besitz der Salinen-Kurklinik über, die 1972 auf dem danebenstehenden Gelände des ehemaligen Kurhotels und Gemeindesolbades errichtet worden war. Schließlich erwarb 1979 die ein Jahr zuvor gegründete Kur- und Klinikverwaltung Bad Rappenau beide Gebäude und ließ sie in der Folgezeit mit hohem finanziellem Aufwand zum heutigen Verwaltungsgebäude der Kur- und Klinikverwaltung bzw. zum Haus der Gesundheit umbauen. 

Trotz zahlreicher Umbauten konnten beide Gebäude, die heute unter Denkmalschutz stehen, ihre ursprüngliche Form behalten. 

Quellen: 

  • Die Rappenauer Saline und ihre Geschichte“ von Michael Konnerth
  • Artikel von Michael Konnerth im Heimatboten Nr. 18

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 Der sommerliche Eingang zur Salinenstraße, rechts und links davon befinden sich die gelben ehemaligen Offiziantenhäuser – Uwe Grün, Kraichgaufoto


Rest der ehemaligen Salinenbahn - „Dä schwarz Doul!“

Vom Bahnhof Bad Rappenau führte ab dem Jahr 1868 ein Industriegleis zur Saline auf den Schwärzberg hinauf. Die Trasse, die südlich des Solefreibads lag und in den damaligen Salinenhof mündete, hatte eine Gesamtlänge von rd. 1,19 km. Von der ehemaligen Salinenbahn heute noch erhalten ist ein (um 90 Grad gedrehter) ehemaliger Sichtbogen der Dole durch den Bahndamm. Dieser befindet sich in der Senke zwischen der heutigen Bahnlinie und der Salinenstraße, kurz nach der Unterführung am Piaweg. 

Auf der dort befindlichen Tafel, die einen Querschnitt des Dammes zeigt, heißt es dazu: „Diese Senke hier war mit einem hohen Bahndamm aufgefüllt, auf dem der Schienenstrang lag. Der Damm war rd. 8 Meter hoch, hatte an der Basis eine Breite von 20 Meter. Die Dammkrone war 4 Meter breit. Der Gleisanschluss der Saline diente der Anlieferung von Kohle, sowie dem Abtransport des erzeugten Siedesalzes. An der Basis des Dammes war er durch eine Dole durchstoßen, an deren Ende jeweils ein solcher Bogen gemauert war. Der Verlauf des Dolen war genau so, wie der jetzige Fußweg über die Treppe von der Salinenstraße zum Kurpark. Ursprünglich hatte die Dole den Zweck, das Oberflächenwasser in einem offenen Gerinne abzuleiten. Später wurde die Abflussrinne durch ein Rohr ersetzt, um den Dolen als Fußweg zu nutzen. Dadurch wurde die Durchgangshöhe eingeschränkt und somit auch der Lichteinfall. Es war auch am hellichten Tag recht dunkel darin. Die Rappenauer nannten ihn deshalb in ihrer Mundart: Dä schwarz Doul!“

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Die ehemaligen „Beamtenhäuser“ der Saline

Die denkmalgeschützten Gebäude gehörten zu den ursprünglichen Gebäuden der Rappenauer Saline und wurden bereits 1823 nach Plänen des Weinbrenner-Schülers Friedrich Arnold und Werkmeister Fritschi errichtet.

Die ursprünglich als Kassenhaus (heute Saline 4) bzw. als Wohnung des Mechanikus (heute Saline 3) verwendeten Gebäude auf dem Salinenhügel weisen ebenso wie das Salinenamtsgebäude mit dem Glockentürmchen, das sie flankieren, eine klare Linienführung auf. Sie wirken durch die Proportionen der Flächen und nicht durch aufgelegte Gliederungen. Einfachheit und Sparsamkeit waren bei diesen zweigeschossigen Bauten mit fast quadratischem Grundriss und schiefergedecktem Walmdach für den Planer das angestrebte Ziel.

Im Einschätzungsverzeichnis des 1869 angelegten Feuerversicherungsbuches der Saline Rappenau wird für die Gebäude eine Versicherungssumme von jeweils 15.000 Gulden angeführt. Neben diesen Gebäuden stand jeweils ein „Remisegebäude“ (eine Wagenremise) sowie ein Schweinestall mit angrenzendem Holzschuppen. Dahinter befanden sich ausgedehnte Zier- und Hausgärten von insgesamt 0,67 Hektar mit Gartenhäuschen, Gartentischen, Ruhebänken, Laubgängen und Spalieranlagen.

Nachdem 1868 die gesamte Verwaltung ins Salinenamtsgebäude verlegt worden war, wurden in beiden Gebäuden jeweils zwei Beamtenfamilien untergebracht. Sie führten ab 1896 die Bezeichnung Beamtenhaus I (heute Saline 3) bzw. Beamtenhaus III (heute Saline 4).

Im Laufe der Jahre sind mehrere umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt worden. Diese betrafen insbesondere die Schieferdächer, die oft große Schäden aufwiesen.

Die Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz. Sie wurden einige Jahre von der Kur- und Klinikverwaltung zu Therapiezwecken genutzt. Heute befinden sich darin ein Wellness- und ein Ayurveda-Zentrum.

Aus: Michael Konnerth, Die Rappenauer Saline und ihre Geschichte“ und Beitrag im Bad Rappenauer Heimatbote Nr. 9

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Das beeindruckende Ensemble aus den beiden ehemaligen Beamtenhäusern (rechts und links) sowie dem ehemaligen Salinenamtsgebäude (Mitte); Uwe Grün, Kraichgaufoto


Der fahrbare Bohrturm – ein Industriedenkmal

Der fahrbare Bohrturm wurde 1905 von der Mannheimer Maschinenfabrik Mohr und Federhaff errichtet. Der 18,7 m hohe, aus Profilstahl gefertigte und mit ca. 260 m² Wellblech ummantelte Turm ist mit 4 Arbeitsbühnen versehen. Die sog. Maschinenbühne, auf der sich die elektrisch betriebene Kabelwinde zusammen mit dem 6.500 kg schweren Hubmotor befindet, liegt in einer Höhe von 5,5 m. Auf der Winde wird ein Seil auf- und abgespult, an das das schwere Bohr- bzw. Rohrgestänge angehängt wird. So kann das im Bohrloch befindliche Gestänge nach oben oder nach unten gebracht werden.  Wie aus den Salinenakten hervorgeht, beträgt die Tragkraft der elektrisch betriebenen Winde 4.000 kg bei „kleiner und 1.500 kg bei großer Geschwindigkeit“. Darüber befinden sich in Abständen von jeweils 3,35 m drei weitere Arbeitsbühnen. Das Turmgewicht beträgt 18.000 kg, sein Traggewicht 4.000 kg. Der Bohrturm ist eine vollständige Stahlkonstruktion und aus wenigen vorgefertigten Teilen zusammengenietet, die fabrikmäßig in großen Serien hergestellt worden waren. Damit wurde zum ersten Mal in Bad Rappenau im Bauwesen Eisen anstelle der traditionellen Baustoffe Stein und Holz bevorzugt.

Der Bohrturm konnte sich auch aus eigener Kraft fortbewegen. Er ist nämlich außer mit dem Hubmotor zusätzlich noch mit einem Fahrmotor versehen, der sich ebenfalls auf der Maschinenbühne befindet. Von hier führen zwei ca. 8 m lange Wellen, an deren unterem Ende jeweils ein Zahnradsatz befestigt ist, zu den auf Schienen stehenden Rädern am Fußpunkt des Turmes. Die Kraftübertragung erfolgt mittels Kegelzahnrad, das ebenfalls auf der Achse des Rades am unteren Turmfuß sitzt, so dass sich der fahrbare Bohrturm aus eigener Kraft fortbewegen kann.

Der Bohrturm bedeutete eine wesentliche Erleichterung bei der Aufsäuberung der Bohrlöcher. Zwar verursachten die erforderlichen Abänderungen an den Bohrhäusern – diese mussten zu schmalen und niederen, mit aufklappbarem Mansardendach versehenen Häuschen umgebaut werden, so dass sie von dem sich auf Schienen bewegenden Bohrturm „überfahren werden konnten“ – große Kosten, Menschenkraft und Zeit wurde aber fortan erheblich eingespart. Mit der elektrisch betriebenen Kabelwinde konnte nämlich die vierstündige harte Arbeit von 15 Menschen am Tretrad nun von 4 Bohrleuten in einer Stunde mühelos verrichtet werden.

Da aber die Kabelwinde für Bohrarbeiten nicht geeignet war, erfolgte das Bohren auch weiterhin ausschließlich im Handbetrieb, und zwar bis 1913, als der Bohrturm mit einem geeigneten, elektrisch betriebenen Bohrapparat ausgestattet wurde. Dieser ist heute im Heimatmuseum ausgestellt.

Die mechanisch Aufsäuberung mit dem Bohrturm konnte aber auf Grund der besonderen örtlichen Verhältnisse leider nicht auf alle Bohrlöcher ausgedehnt werden. Das Gleis, auf dem der Bohrturm über die niederen Bohrhäuser 4 – 6 lief, konnte nämlich nicht bis zu den Bohrhäusern 3 und 2 verlängert werden, weil ihm das Maschinenhaus im Weg stand. Die Anschaffung eines zweiten Bohrturms wiederum war zu kostspielig, so dass die Aufsäuberungsarbeiten bei den östlich des Maschinenhauses befindlichen Bohrlöchern weiterhin auf die Verwendung des Tretrads und des Schwengels angewiesen waren.

Erst nachdem 1926 der Anschluss der Saline an das öffentliche Stromnetz erfolgte, wurde das Maschinenhaus abgebrochen und die Bohrturm-Gleisanlage nach Osten von bislang 80 m auf nun 152 m verlängert. Wiederum stellten sich Schwierigkeiten ein. Bohrloch 2 liegt 900 mm abseits von der Verbindungsachse der übrigen Bohrlöcher. Die Befahrung mit dem elektrischen Bohrturm in geradliniger Fortsetzung war daher nicht möglich. Um den Bohrturm aber zur Aufsäuberung auch von Bohrloch 2 benützen zu können, musste 1928 eine aus 4 Schiebebühnen bestehende Schiebe-Anlage gebaut und gleichzeitig das Fahrgleis bis zum Bohrloch 2 verlängert werden. Die vier Schiebebühnen sind erhalten geblieben. Ihr Standort liegt etwa 10 m östlich vom Bohrhaus 2 und wird von 3 rechteckigen Betondeckeln und einem Holzdeckel angezeigt. Wie funktionierte die Schiebevorrichtung? Ein jeweils 60 cm langes Teilstück des Bohrturm-Gleises (eins für jeden Bohrturm-Fuß) liegt auf einem massiven, aus Gußeisen gefertigten Fahrgestell, das sich auf zwei etwa 30 cm tief in die Erde einbetonierten Schienen bewegt. Diese verbinden die beiden Bohrturm-Gleise miteinander. Eine wichtige Funktion kam in diesem Zusammenhang der auf einem quadratischen Betonsockel stehenden, ebenfalls aus Gußeisen gefertigten Umlenk-Rolle zu. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe der Schiebevorrichtung. Um diese Rolle führte ein Kabel, an dem sich der elektrisch betriebene Bohrturm mit Hilfe einer Kabelwinde „entlang zog“, um von dem einen auf das andere Gleis hinüberzuwechseln. Dank dieser Maßnahme konnte das Tretrad endgültig außer Betrieb gesetzt werden. 

Nach der Übernahme der Soleförderung durch die Stadt in den 1970er Jahren wurde der Bohrturm zusammen mit den Bohrhäuschen für 150.000 Mark saniert. Beim Bohrturm wurde der vorhandene Farbanstrich abgestrahlt, neue Fenster wurden eingebaut, es wurde ein neues Rostschutzmittel aufgebracht sowie eine Grundierung und ein zweifacher Anstrich.

Seinen letzten Einsatz hatte der Bohrturm im Jahr 1989, als plötzlich festgestellt wurde, dass Bohrloch 9, das seit 1930 in Betrieb steht, nur noch Sole mit gemindertem Salzgehalt lieferte. Eine Kamerabefahrung zeigte, dass die Verrohrung in einer Tiefe von 139 m gerissen, unterhalb der Bruchstelle um ca. 3 m abgesackt und das sonst 211 m tiefe Bohrloch unterhalb der Marke von 167 m verfüllt war. Mit Hilfe des Bohrturms wurde zunächst die Steigleitung, die Pumpe und die Brunnenverrohrung gezogen, anschließend das Bohrloch bis zur Endtiefe von 211 m vollständig aufgesäubert und neue Sperrohre eingebaut. Auch das 1882 niedergebrachte Bohrloch 2 ist 1986/87 und 1989/90 mit Hilfe des fahrbaren Bohrturms gereinigt und neu verrohrt worden.

Eigens zur Landesgartenschau im Jahr 2008 wurde der Bohrturm zum letzten Mal verschoben, und zwar über das Bohrhaus 9. Er hat trotz mehrfacher Sanierung seine äußere Gestalt und zum Teil auch seine Funktion bis auf den heutigen Tag erhalten. Das Symbol auf dem Dach zeigt die beiden gekreuzten Bergmanns-Werkzeuge Schlägel und Spitzeisen“, die im historischen Bergbau die grundlegenden Instrumente des Bergmanns waren. Überall wo diese Zeichen zu finden sind, bekunden sie eine enge Beziehung zum Bergbau.

Quellen: 

  • „Die Rappenauer Saline und ihre Geschichte“ von Michael Konnerth
  • Beitrag von Michael Konnerth im Bad Rappenauer Heimatboten Nr. 18
  • Salz und Sole – das historische Bohrhausmagazin von Almut und Hubert Friedrich

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Der Bohrturm bei seiner Verschiebung im Jahr 2008


Das „Salinenamtsgebäude“, das ehemalige Direktionsgebäude der Rappenauer Saline

Das denkmalgeschützte Gebäude gehört zu den ursprünglichen Gebäuden der Rappenauer Saline und wurde bereits 1823 nach Plänen des Weinbrenner-Schülers Friedrich Arnold und Werkmeister Fritschi errichtet.

Das Direktionsgebäude, auf alten Plänen und in Salinenakten auch „Salinenamtsgebäude“ genannt, war unter den Wohn- und Verwaltungsgebäuden der repräsentativste Bau. Dieser schlossartige Bau mit einem Glockentürmchen auf dem Dachfirst steht auf dem höchsten Punkt an der Ostseite des ehemaligen Salinenhofs und überragte und beherrschte die ganze Anlage. Es handelt sich um einen schlichten zweigeschossigen Bau mit schiefergedecktem Walmdach. Hier kommen die Merkmale der klassizistischen Bauweise, wie sie zwischen 1770 und 1830 angestrebt wurde, klar zum Ausdruck: geometrische Strenge, Einfachheit und Klarheit der Form. Den einzigen Schmuck bilden das an der Eingangsfront über der Dachtraufe angebrachte Giebeldreieck, das an antike Tempel erinnert, sowie das für das Salinenamtsgebäude typische Glockentürmchen auf dem Dachfirst. Die sonst bei Repräsentativbauten übliche Wandgliederung fehlt gänzlich. Die Wandflächen zwischen den Fenstern sind glatt. Lediglich über dem Erdgeschoss verläuft ein durchgehendes Gurtgesims. 

Übrigens war dieses Gebäude ursprünglich als Abstiegsquartier Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden gedacht. Ob der Großherzog jemals hier abgestiegen ist, bleibt ungewiss.

Die 8 geräumigen Zimmer des Obergeschosses mit einer Wohnfläche von ca. 230 m² wurden ab 1831 von Salineninspektor Rosentritt bewohnt. Aus einem der hinteren Zimmer des Obergeschosses hatte man Zugang auf eine offene Terrasse. Sie ruhte auf 4 dorischen Säulen und gewährte freien Ausblick in die Landschaft. Ab 1832 hatte er zwei Zimmer der geräumigen Wohnung an Hüttenmeister Franz von Chrismar abgetreten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Räume vom „Salinenpraktikanten“ Müller bewohnt gewesen. Auch Salinenarzt Heinrich Fink benutzte ein Zimmer in demselben Stockwerk. Es wird vermutet, dass sich von Chrismar und Rosentritt bis zu dessen Tod 1846 die geräumige Wohnung geteilt haben. Auch nach dem Weggang des Salinenverwalters von Chrismar 1856 haben im oberen Stockwerk des Direktionsgebäudes die jeweiligen Salinendirektoren gewohnt. Im Erdgeschoss hingegen waren seit Inbetriebnahme der Saline 1823 Büroräume untergebracht. 1868 wurde dann die gesamte Verwaltung ins Erdgeschoss des Direktionsgebäudes verlegt.

Im Einschätzungsverzeichnis des 1869 angelegten Feuerversicherungsbuches der Saline Rappenau wird für das stattliche Gebäude ein Wert von 21.000 Gulden angeführt. Gleichzeitig werden auch die zwei Nebengebäude mit einer Versicherungssumme von jeweils 2.100 Gulden angeführt. Dabei handelt es sich um zwei Wirtschaftsgebäude mit Remise und Waschküche bzw. Geflügelstall.

Im Laufe der Jahre wurden mehrfach umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. 1902 deckte man das Glockentürmchen mit Kupferblech ein. Dafür waren insgesamt 213,5 kg Kupferblech notwendig. Leider musste im März 1918 die Kupferblechabdeckung wieder entfernt und für Kriegszwecke abgeliefert werden. Auch das Salinenglöckchen hatte für mehrere Jahre das Glockentürmchen verlassen müssen. Im Jahre 1930 hatte nämlich die damals noch recht kleine katholische Kirchengemeinde in Bad Rappenau ein eigenes Gotteshaus errichtet.  Da die Geldmittel nicht ausreichten, ein eigenes Glockengeläute anzuschaffen, lieh man zunächst das Salinenglöckchen, das erst 1936 wieder an seinen alten Platz zurückkam, nachdem von der katholischen Kirchengemeinde zwei Glocken angeschafft werden konnten.

Nachdem die Saline 1973 den Betrieb eingestellt hatte, waren in dem Gebäude vorübergehend das Notariat und das Standesamt untergebracht. Danach unterhielt die Kur- und Klinikverwaltung darin ein Therapiezentrum für Stimm-, Sprach- und Sprechstörungen. Heute befindet sich darin ein Ayurveda-Zentrum. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Aus: Michael Konnerth, "Die Rappenauer Saline und ihre Geschichte“, Beiträge im Rappenauer Heimatbote Nr. 9 + 18

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Bild: Uwe Grün, Kraichgaufoto


Das Bad Rappenauer Gradierwerk - wohltuende salzhaltige Luft atmen

Das Gradierwerk im Salinenpark ist eine Besonderheit: Rund 30 Meter lang und knapp acht Meter hoch ist die Anlage, in der die Besucher wohltuende salzhaltige Luft atmen können. Das Inhalatorium auf dem Gelände der ehemaligen der Landesgartenschau ist zwar eher klein, verglichen mit anderen Gradierwerken. Der Effekt ist jedoch der gleiche. Wir atmen hier sozusagen Meeresluft und tun uns damit etwas Gutes. Vor allem Allergiker und Asthmapatienten profitieren davon. Vom Aussehen erinnert das Gradierwerk an ein überdimensionales Holzregal, in dessen Innern Reisig geschichtet ist. Insgesamt rund 5500 Büschel Schlehenreisig waren für die so genannte Bedornung (Beschichtung) der Anlage nötig. Darüber rieselt Sole. Die reichert die Luft in der Nähe des Gradierwerks mit Salz an. Was nicht verdunstet, wird in einer Auffangwanne gesammelt und mit einer Pumpe wieder nach oben befördert. Um dann erneut übers Reisig zu rieseln. Die Schlehenbüschel müssen etwa alle 15 Jahre (bei starker Sole) bis 25 Jahre erneuert werden. Ganz neu ist die Idee eines Gradierwerks in der Bäderstadt allerdings nicht. Bereits ab dem Jahr 1912 betrieb die Vulpius Klinik ein Freiluft-Inhalatorium. Das einzige damals im gesamten Großherzogtum Baden. Das Gradierwerk im Salinenpark ist ganzjährig in Betrieb und ohne Eintritt über die Weinbrennerstraße frei zugänglich. 

Für Interessierte finden regelmäßig öffentliche Salz & Sole-Führungen statt. Termine dafür gibt es unter https://www.badrappenau-tourismus.de/entdecken-erleben/fuehrungen/salz-sole-fuehrung.html

Gradierwerk


Das Ehrenmal am Bohrhaus

Haben Sie schon einmal den kleinen Brunnen an dem neben dem Tretrad idyllisch gelegenen Borhhäuschen in der Talmulde am Einsiedelwald entdeckt und genauer betrachtet? Es handelt sich um ein Ehrenmal und würdigt die Salinenarbeiter, die Opfer der beiden Weltkriege wurden. Es schmückt die Westseite des Bohrhäuschens.

Ursprünglich befand sich das Ehrenmal im damaligen Salinenhof, am Eingang des Kantinengebäudes. An seinen jetzigen Standort wurde es 1974/1975 umgesiedelt, als in dem Bohrhäuschen die Druckerhöhungsanlage untergebracht wurde, diese ersetzt den 1909 auf einer Anhöhe am Westrand des Einsiedelwaldes erbauten und 1975 abgerissenen, etwa 2.000 m³ fassenden Hochbehälter und sorgt dafür, dass die Sole in die Kurkliniken und die Bäder befördert wird.

Brunnen am Bohrhaus


Das „Kurcafé“ – ehemalige Trafostation der Rappenauer Saline

Im Salinengarten idyllisch gelegen befindet sich ein historisches Gebäude der Stadt, das heute das Kurcafé beherbergt. Dieses Gebäude wurde 1925 gebaut und diente bis 1973 als Trafostation. Es erinnert an den Anschluss der Rappenauer Saline an das öffentliche Stromnetz im Jahre 1926 und gilt als das schönste Gebäude der ehemaligen Saline. 

Pläne zur Modernisierung der Rappenauer Saline, die der technische Fortschritt überholt hatte, lagen schon vor dem ersten Weltkrieg vor. Mit der Ausarbeitung des Bauprojekts und der Leitung der Arbeiten wurde die Bezirksbauinspektion Heidelberg schon 1912 beauftragt. Diese schickte Bauführer May für 9 Monate auf die Saline, um Detailpläne auszuarbeiten. Entsprechend dem Projekt gliederten sich die Neubauten unauffällig in die bestehende Anlage ein, deren ursprünglicher, einheitlicher Charakter beibehalten werden sollte. In diesem Zusammenhang forderte das Finanzministerium „das Neue in ästhetischer Beziehung so befriedigend wie nur möglich zu gestalten und in den gegebenen Rahmen einzufügen“. Leider konnte dieses Projekt wegen Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 nicht ausgeführt werden, erst 1925 konnten die Pläne zur Modernisierung der Rappenauer Saline unter Salinendirektor Falk wieder aufgenommen werden.

Durch den Anschluss an das Badenwerk im Jahr 1926 erfolgte die endgültige Umstellung des gesamten Salinenbetriebs von der Dampfkraft auf die Stromkraft.  Das alte Maschinenhaus wurde dadurch entbehrlich und schließlich abgerissen. Die letzten noch in Betrieb stehenden Treträder konnten endgültig stillgelegt werden.  Eines dieser technischen Denkmäler, das auf die Gründerzeit der Saline zurückgeht, ist glücklicherweise bis heute erhalten geblieben. 

Dem Anschluss an das Badenwerk vorausgegangen war die Errichtung der Trafostation in der westlichen Hälfte des Salinenhofs, unmittelbar neben dem Kantinengebäude.

1981 ist das ehemalige Trafo-Häuschen zum Kur-Café umgebaut worden und stellt heute eine Zierde des Salinengartens dar.

Was verleiht eigentlich dem Kurcafé seinen besonderen Reiz? Es ist vor allem die Proportion seiner Flächen, da ja angebrachte Zierformen fast gänzlich fehlen. Der eingeschossige Bau mit quadratischem Grundriss trägt als Dach einen regelmäßigen Pyramidenstumpf, auf dessen Deckfläche wiederum ein Türmchen mit quadratischer Grundfläche und regelmäßigem Pyramidendach steht. Aufgrund des quadratischen Grundrisses sowohl des Gebäudes als auch des Dachreiters ergeben sich jeweils vier gleichgestaltete trapez- bzw. dreieckförmige Dachflächen. Die acht Dachflächen werden von je einer stehenden Dachgaube geschmückt.

Heute bietet das Kurcafé mit großer Sonnenterrasse während seiner Öffnungszeiten unter anderem österreichische Schmankerl wie Mehlspeisen und Strudelspezialitäten an.

Quellen: 

  • „Ein Führer zu Sehenswertem mit der Geschichte von Stadt, Saline und Kurbetrieb“ von Michael Konnerth
  • „Die Rappenauer Saline und ihre Geschichte“ von Michael Konnerth

Kurcafé (Bild: Uwe Grün)


Das historische Bohrhausmagazin mit Ausstellung im Salinengarten

Im Tal des Salinengartens am Eingang zum Einsiedelwald befindet sich das historische Bohrhausmagazin. Darin befindet sich eine Ausstellung zum Thema Salz & Sole. Eröffnet wurde das Museum im Jahr 2008 im Rahmen der Landesgartenschau, um Besuchern der Schau einen Eindruck zum Thema „Salz und Sole“ zu geben und die Salzgewinnung in Bad Rappenau eindrücklich darzustellen. Das Museumskonzept wurde von einem Arbeitskreis des Heimat- und Museumsvereins Bad Rappenau e.V. erarbeitet, dieser trug auch die Bilder und Gerätschaften zusammen und ergänzte diese durch entsprechendes Anschauungsmaterial. Die Ausstellung ist eine Ergänzung zum Heimatmuseum im Fränkischen Hof, das technische Gerätschaften und Anschauungsmaterial dort zeigt, wo sie zu Zeiten des Salinenbetriebs im Einsatz waren. Erweiternd wird das Salz in seiner Vielseitigkeit und den unterschiedlichen Anwendungsgebieten dargestellt.

Während eines Rundgangs kann sich der Besucher über das Auffinden des Salzes und der Sole in unserem Raum bis hin zum Bau der Saline in Rappenau und zur Gewinnung des Speisalzes und der heutigen Verwendung von aus Sole gewonnenem Salz informieren.

Das Bohrhausmagazin selbst war in einfachem Ständerfachwerk 1929 gebaut worden und dementsprechend waren die Gefache mit Ziegelsteinen ausgemauert. Es diente dazu, Bohrgeräte und Werkzeuge der zwei benachbarten Bohrlöcher, 9 und 10, aufzunehmen. Die Bohrhäuser enthielten neben dem Bohrloch die technischen Einrichtungen zur Soleförderung, wie Tretrad, Schwengel, Bohrbank mit Bohrschere, Balancier, Wellbaum und Teile des Feldgestänges. Im Magazin brachte man Gestänge, Pumpe, Werkbank und Werkzeuge unter. Eine einfache Werkstattausstattung diente dazu, kleinere Reparaturen und Schweißarbeiten direkt vor Ort auszuführen. 

Im Sommer und Herbst 2007 wurde das Dachwerk restauriert. Ziegelsteine wurden neu eingemauert und die Dachabdeckung sowie Regenrinnen und Fallrohre, Estrich und Elektrik grundlegend erneuert.

Vom Bohrhausmagazin blickt man in östlicher Richtung genau auf den Bohrturm, der eigens zur Landesgartenschau 2008 über das Bohrhaus 9 geschoben wurde. Das Symbol auf dem Dach zeigt die beiden gekreuzten Bergmanns-Werkzeuge „Schlägel und Spitzeisen“, die im historischen Bergbau die grundlegenden Instrumente des Bergmanns waren. Überall wo diese Zeichen zu finden sind, bekunden sie eine enge Beziehung zum Bergbau.

Für die Ausstellung wurden Rohre, Gestänge und Meißel aus Beständen anderer Magazine ausgewählt und hertransportiert, Bohrkerne wurden inspiziert und die markantesten vom städtischen Bauhof aus einer Scheune in Fürfeld herbeigeschafft. Am Freitag, dem 25. April 2008 öffnete das Museum zum ersten Mal seine Pforten, an diesem Tag öffnete auch die Landesgartenschau 2008 zum ersten Mal zu einem „Tag der offenen Tür“ für die Besucher.

Überzeugen Sie sich selbst bei einem Besuch im Museum von den einstigen Ausmaßen der Rappenauer Saline und was davon noch übrig ist. Geblieben ist auch die Sole, die noch täglich an die Oberfläche gepumpt wird.

Öffnungszeiten: In der Regel von April - Oktober jeweils samstags ab 15 Uhr. Genaue Öffnungszeiten werden rechtzeitig vorher bekannt gegeben.

Der Eintritt ist frei.

Ausstellung im Bohrhaus


Das Rosentritt-Grab

Auf dem Städtischen Friedhof an der Siegelsbacher Straße befindet sich das Grabmal von Salineninspektor Georg Christian Heinrich Rosentritt (1759-1846), dem Entdecker des Bad Rappenauer Salzlagers. Alte Bohrstangen und Schlagmeißel, mit denen Rosentritt seine Tiefenbohrungen niederbrachte, schmücken das Grab und erinnern an seine erfolgreiche Bohrtätigkeit. 

Die Entdeckung des Salzlagers im Jahr 1822 und die Saline bedeuteten einen Wendepunkt. Sie waren es, die in der Folgezeit das Gesicht Bad Rappenaus wandelten, den Ort aus dem Umland heraushoben und dessen Aufstieg zur modernen Kur- und Bäderstadt erst möglich machten. Der Weg in das Zeitalter der Industrialisierung, gleichzeitig auch zum geachteten Heilbad, stand nun auch für das damalige unscheinbare Ritterdorf Rappenau mit damals lediglich 592 Einwohnern weit offen. Mit der erfolgreichen Bohrung Rosentritts und der Errichtung der Saline wurden günstige Voraussetzungen für einen auf der Nutzung der Sole basierenden Kurbetrieb geschaffen, da fortan der Bezug dieses natürlichen Heilmittels in beliebiger Menge langfristig und kostengünstig gesichert war. Bereits 1833 fand die Eröffnung des Sophienbades, des ersten Solebades im damaligen Großherzogtum Baden, statt. Seither hat die Sole vielen Tausend und Abertausend Menschen Linderung und Heilung gebracht.

Wer war nun aber dieser Herr Rosentritt eigentlich?

Er hatte seine Bohrungen in bis dahin kaum erreichte Tiefen hinabgetrieben und die Bohrverfahren ständig verbessert. Ohne seine Bemühungen und gediegenen Fachkenntnisse wäre es wohl nie zu Bohrversuchen in dem damals im badischen Hinterland gelegenen kleinen Bauerndorf Rappenau gekommen. Rastloser Unternehmungsgeist und außergewöhnlicher Betätigungsdrang, verbunden mit hoher Risikobereitschaft und einem guten Riecher fürs Machbare im richtigen Moment waren die Tugenden, die ihm zum Erfolg verhalfen. Rosentritt verkörperte den modernen Unternehmertyp, der grenzüberschreitend wirkte und auch vor den größten Schwierigkeiten und Misserfolgen nicht zurückschreckte. Er gilt als Symbol für tatkräftiges, mutiges und erfolgreiches Schaffen.

Anlässlich seiner Pensionierung im Jahr 1836 wurde Salineninspektor Rosentritt die Ehrenbürgerurkunde verliehen. Rosentritt war damit der erste Ehrenbürger Bad Rappenaus. Rosentritt starb am 2. Mai 1846 im Alter von 86 Jahren in Bad Rappenau. Er hat bis zu seinem Tod im damaligen Direktionsgebäude der Saline gewohnt. Wer nun das Foto genau betrachtet, dem wird sofort ins Auge stechen, dass an den genannten Daten etwas nicht stimmen kann. Denn laut Eintrag im Taufregister wurde er bereits am 29. September 1759 geboren und nicht am 01. August 1760, wie fälschlicherweise auf dem Grabstein festgehalten. Offensichtlich hat der Auftraggeber des Grabmals – die damalige Salinenverwaltung – das genaue Geburtsdatum nicht gekannt, und daher rührt der Fehler auf dem Grabmal.

Quelle: Artikel von Michael Konnerth im Bad Rappenauer Heimatboten Nr. 13

Rosentrittgrab auf dem Bad Rappenauer Friedhof


Der Waldbrunnnen 

Südlich vom historischen Tretrad, etwa 15 m von diesem entfernt, ganz nahe am Einsiedelwald, verschließt eine aus Eisenstäben gefertigte Tür den Eingang zu einem etwa 30 m tief in den Wald hineinführenden Stollen. Am Stollenausgang befindet sich eine runde Vertiefung und mehrere verstreut liegende Keupersandsteinquader. Sie erinnern an den 1823 von Salineninspektor Rosentritt errichteten 20,78 m tiefen Brunnen, der später als Waldbrunnen bekannt wurde und das für die Dampferzeugung sowie die Kondensation der Dämpfe benötigte Wasser lieferte. 

Er war mit 2 Pumpen von jeweils zwei Zoll fünf Linien (6,22 cm) ausgerüstet, die von der Dampfmaschine über ein Feldgestänge angetrieben wurden. 

Über eine 60 m lange Deichelleitung (Holzrohrleitung) gelangte das Wasser in ein großes Bassin, das unmittelbar neben der Dampfmaschine angelegt worden war.

Der aus Sandsteinquadern gefertigte, etwa 70 cm breite und 1 m hohe Stollen, in dem das Nebenfeldgestänge von der Dampfmaschine bis zum Waldbrunnen geführt wurde und die Pumpen antrieb, hat die Zeit bis heute überdauert. Wenn auch die Natur ihr Terrain hier langsam aber stetig zurückerobert hat.

Quelle: Bad Rappenau – Ein Führer zu Sehenswertem mit der Geschichte von Stadt, Saline und Kurbetrieb von Michael Konnerth, Bad Rappenau 1990

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Der Salinenpark mit dem Feuerbeet

Am Ende der Salinenstraße befindet sich der Eingang zum Salinenpark. Vor dem Abriss der Saline befand sich hier das Werkstor zur Ludwigssaline. Rechts und links davon befinden sich die ehemaligen Offiziantenhäuser. Auch das kulturhistorisch und architektonisch wertvolle ehemalige Direktionsgebäude mit dem angrenzenden Garten und die früheren Arbeiter- und Beamtenwohnhäuser, sowie das Kurcafé erinnern hier auf dem Höhenrücken des Schwärzbergs noch an die alte Saline.

Nach der Stilllegung der Saline erwarb die Stadt Bad Rappenau 1979 für 4 Millionen DM das 24 Hektar große ehemalige Salinengelände und führte es in der Folgezeit dem Kurbetrieb zu. In knapp 18 Monaten entstand nach Plänen des Bad Friedrichshaller Gartenbau-Architekten Reinhold Dupper mit einem Aufwand von 1,5 Millionen DM aus einer ungenutzten Brachfläche der Salinengarten mit weiten Grünanlagen und Blumenbeeten.

Vor der Landesgartenschau im Jahr 2008 wurde der Salinengarten umgestaltet. So entstanden die zu jeder Jahreszeit attraktiven Solegärten, welche mit Stauden und Gräsern das Thema "Salz, Sole und Gesundheit" aufarbeiten. Auf dem Höhenrücken des Schwärzbergs befindet sich das Feuerbeet, das mit über 1000 m² größte Wechselflorbeet Bad Rappenaus. Es symbolisiert die historische Salzgewinnung mittels Siedepfannen auf dem Gelände der ehemaligen Bad Rappenauer Saline. Die weißen Steine stehen für das gewonnene Salz, die rote Bepflanzung stellt das dafür notwendige Feuer und die schwarzen Steine die verwendete Kohle dar.

Eine weitere Attraktion stellen die Rosengärten dar, die entlang der historischen Gebäude von Kur- und Klinikverwaltung angelegt wurden. Am Südhang des Salinengartens befindet sich das vor allem bei Kindern beliebte Lavendel-Labyrinth in der Form eines baltischen Rades. Von hier aus führt ein mit Magnolien gesäumter Weg direkt zur wohl größten Attraktion des Parkgeländes - dem Gradierwerk, eine Art Freiluft-Inhalatorium, bei welchem heilkräftige Sole über Schlehenreisig rieselt, verdunstet und somit die Umgebungsluft mit Salz anreichert. Das Gradierwerk bildet den Auftakt der Soleachse, an der sich in Umgebung alter Bäume und weitläufiger Rasenflächen die denkmalgeschützten Bohrhäuser, der Bohrturm sowie das alte Tretrad anschließen.

Den nördlichen Abschluss des Salinengartens bilden 9 kleine Gärten im Quadrat, in denen der Besucher nicht nur Ruhe sondern auch Anregungen für die eigene Gartengestaltung finden kann. Wer etwas für die Gesundheit tun will, dem stehen im Salinenpark verschiedene Aktiv-Parcours-Geräte zur Verfügung. Im Zeitwald lädt der Barfußpfad mit seinen zwölf Feldern dazu ein, die verschiedenen Bodenbeläge wie z.B. Sand, Gras, Holzbohlen oder Mulch hautnah zu erleben.

Der Höhenunterschied zwischen Salinen- und Kurpark wird durch den Salinensteg, ein filigranes Bauwerk aus Stahl und Glas mittels Fahrstuhl und einer gegenläufigen Doppelwendeltreppe überwunden.

Der Sommerflor auf dem Feuerbeet wurde kürzlich gepflanzt. Kommen Sie bald einmal in den Salinenpark und bewundern Sie die Fülle an Formen, Farben und Düften!

2022 07 BR Lavendel Sommer

Lavendellabyrinth im Salinenpark

 
 
 
 
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