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Beim „Europäischen Tag der Jüdischen Kultur 2023“ am 3. September wurde im Landkreis Heilbronn der neue „Jüdische Kulturweg Heilbronner Land“ offiziell eröffnet. Dieser Weg wurde vom Kreisarchiv Heilbronn und dem Museum zur Geschichte der Juden in der ehemaligen Synagoge Affaltrach ausgearbeitet (RNZ berichtete). Mit Informationen auf Tafeln und Stelen, QR-Codes und einer eigenen Internetseite (www.juedischer-kulturweg-heilbronnerland.de) erinnert er an jüdisches Leben in ungefähr 30 Orten. Ziel ist, jüdisches Leben und die Geschichte dieses jahrhundertelangen Mit- oder Nebeneinanders von Christen und Juden in der Region auf einer Tour zu erkunden und auch auf Beiträge jüdischer Leute zur europäischen Kultur hinzuweisen. Die Eröffnung des Wegs wurde auch in Kraichgauer Orten mit Veranstaltungen begangen, etwa in Bad Rappenau, Berwangen, Eppingen, Bad Wimpfen oder Massenbachhausen. In Heinsheim feierten zahlreiche Gäste in und um die voll besetzte ehemalige Synagoge. Zunächst enthüllten Manfred Schädler vom Verein „Freundeskreis Ehemalige Synagoge Heinsheim“ und Oberbürgermeister-Stellvertreterin Gundi Störner, selbst Heinsheimerin, feierlich die neue Kulturweg-Stele auf dem Vorplatz der Synagoge. Auf dieser finden sich zahlreiche Informationen zum jüdischen Leben des Ortes. Schädler wies auch auf den QR-Code auf der Tafel hin, mit dem Interessierte per Handy weitere Informationen zu jeweils der Station des Jüdischen Kulturwegs erhalten, an der sie sich gerade befinden. In Bad Rappenau können künftig vier Stationen des Kulturwegs besucht werden: außer bei der genannten Synagoge auch beim Jüdischen Verbandsfriedhof in Heinsheim, in Wollenberg und in Bonfeld. Störner, die morgens bereits die zentrale Eröffnungsveranstaltung in Affaltrach besucht hatte, freute sich, dass der Weg künftig an Menschen erinnere, die das Leben in der Region mitgeprägt haben. Er sei „ein weiteres Zeichen gegen das Vergessen“, obwohl man mit solchen Zeichen nicht alle erreichen könne, denn es gebe einige „Unbelehrbare“ und Leute, „die Augen und Ohren verschließen“.

Nach der Enthüllung der Stele hielt Sarah Brukner in der Synagoge einen ebenso kurzweiligen wie mitreißenden und lehrreichen Vortrag über „die Kunst des Zuhörens“. Brukner ist Jüdin, Lehrerin, in Zürich aufgewachsen und lebt mit ihrem Mann Yechiel Leo Brukner, dem Gemeinderabbiner von Köln, abwechselnd in Köln und Israel. Sie hat sechs Kinder und 22 Enkel – „bald 24“, wie sie sagt –, die alle in Israel leben. Anhand von Beispielen aus dem Alltag und der Tora erklärte sie, wie wichtig es ist, anderen zuzuhören, aber auch sich selbst. Und dass es manchmal nicht darum gehe, dass jemand, der mit einem Problem zu einem kommt, Ratschläge haben will, sondern dass sich diese Person möglicherweise nur jemanden wünscht, der ihr zuhört.

Wichtig sei es auch, sagte Brukner, andere zu loben, „denn Kinder und Erwachsene freuen sich über Lob“ und die Bestätigung ihres Tuns. Sie regte an: „Lasst eure Umgebung gute Worte hören, das kostet nichts.“ König Salomo etwa, nach dem ja das „salomonische Urteil“ benannt ist, habe mehrfach bewiesen, ein guter Zuhörer zu sein. Beim Streit zwischen zwei Frauen, die beide behaupteten, die Mutter desselben Babys zu sein, gab er die auf den ersten Blick grausame Anweisung, das Kind mit dem Schwert zu zerteilen und jeder Frau eine Hälfte mitzugeben. Die echte Mutter war daraufhin bereit, zu verzichten. Brukner erläuterte, seine weisen Urteile habe Salomo, der im Jüdischen Schlomo heißt, fällen können, weil er „aktiv zuhörte“, das Gehörte aufnahm und dann Urteile quasi auf Augenhöhe der jeweiligen Leute fällte, angepasst an deren Intellekt und Lebenssituation. Brukner trug das alles so spannend und lebhaft vor, dass die Gäste ihr beim Vortrag
bis zum Ende aufmerksam an den Lippen hingen. Sarah Brukner fesselte die Zuhörer mit ihrem Vortrag über genau das: übers Zuhören.

Von Gabriele Schneider, Rhein-Neckar-Zeitung

0907 Juedischer Kulturweg Stele Bild Regina Thies klein

Die Stele des jüdischen Kulturwegs vor der Synagoge in Heinsheim (Bild: Stadtverwaltung)

 
 
 
 
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