• Wasserschloss Bad Rappenau

    Wasserschloss Bad Rappenau Nacht

Beitragsbild Die Bürgermeister Klaus Handel (l.) und Fritz Hagner unterzeichnen die Eingliederungsvereinbarung (Bild aus dem Nachlass von Bürgermeister Fritz Hagner)

Eingemeindung von Grombach, Fürfeld und Bonfeld 1973
50 Jahre Stadtrechte

Nach dem großen Jubiläum „200 Jahre Soleförderung 1822 – 2022“, das im vergangenen Jahr in Bad Rappenau mit vielen Veranstaltungen und Angeboten gefeiert wurde, stehen auch in diesem Jahr wieder verschiedene Jubiläen an: So jährt sich die Eingemeindung der Orte Grombach, Fürfeld und Bonfeld zum 50. Mal.

Vor 50 Jahren, im Mai 1973, wurde der Gesamtgemeinde Bad Rappenau offiziell der Titel „Stadt“ verliehen. Eine Ausstellung des Stadtarchivs mit dem Titel „50 Jahre Stadtrechte – Bad Rappenau in den 1970er Jahren“ widmet sich diesem wichtigen Thema. Sie wird vom 14.04. bis 10.06.2023 im Rathaus Bad Rappenau gezeigt. Darüber hinaus trägt Bad Rappenau seit nunmehr 20 Jahren, seit dem 01.01.2003, den Titel „große Kreisstadt“.

Zu den Eingemeindungen des Jahres 1973 schreibt Michael Konnerth in der Broschüre „25 Jahre Stadt Bad Rappenau – eine starke Gemeinschaft“ aus dem Jahr 1998 (Auszug):

„Grombach
Bereits Mitte April 1969 hatte das Innenministerium einen Erlass herausgegeben und festgestellt, welche Fälle sich in den einzelnen Kreisen als Modell für einen schnellen Zusammenschluss eignen würden. Im Landkreis Sinsheim waren dies u.a. auch Grombach, Kirchardt, Berwangen, Bockschaft und Ehrstädt. Ehrstädt zeigte kein Interesse, während die Gemeinde Grombach, knapp 10 km südwestlich von Bad Rappenau gelegen, zu Verhandlungen ohne weiteres bereit war. Neben Gesprächen zwischen den Bürgermeistern fand in Grombach am 5. März 1970 eine öffentliche Gemeinderatssitzung statt, bei der auch 50 Zuhörer anwesend waren. Aus dem Protokoll dieser Sitzung geht hervor, dass der Grombacher Bürgermeister Anton Dick die Fusionsverhandlungen mit Kirchardt abgebrochen habe, weil nach seiner Meinung zuerst die Kreis- und dann die Gemeindereform durchgeführt werden müsste.
Ein Vereinbarungsentwurf über die Eingliederung von Grombach nach Kirchardt, der vom Regierungspräsidium erstellt worden war, lag dann im November 1970 vor. Es gab wieder eine gemeinsame Sitzung, in der die einzelnen Punkte eines Eingliederungsvertrages behandelt wurden. Strittig blieb allerdings die Frage nach der künftigen Zahl der Gemeinderäte. Am Schluss der Sitzung war man sich dann doch darüber einig, dass der Eingliederungsvertrag neu formuliert werden müsse. Im Frühjahr 1971 wurden die Verhandlungen zwischen beiden Gemeinden wieder aufgenommen. Umstritten blieb auch weiterhin die Zahl der Gemeinderatssitze.
Die Entscheidung, ob die damals 1.000-Seelen-Gemeinde Grombach künftig zu Kirchardt gehören sollte, fiel bei der Bürgerbefragung am 5. Dezember 1971. Von 479 Bürgern, die ihre Stimme abgaben, stimmten 317 gegen einen Anschluss an Kirchardt, 156 dafür, 6 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 69,3%. Grombachs Bürgermeister Anton Dick wertete das Ergebnis als klare Entscheidung, die zu respektieren sei. Dass sich die Grombacher so eindeutig gegen ein Zusammengehen mit Kirchardt entschieden hatten, lag darin begründet, dass sie befürchteten, ein Anschluss an Kirchardt würde später in Richtung Eppingen führen, und dagegen wehrten sie sich.
Zwischenzeitlich hatte die Gemeinde Bad Rappenau einen Eingliederungsvertrag angeboten. Am 9. Januar 1972 fand dann in Grombach eine neue Bürgerbefragung statt. Von den 691 wahlberechtigten Grombacher Bürgern sprachen sich 353 (69,1%) für die Eingliederung in die Bädergemeinde aus, 156 (30,9%) stimmten dagegen, 2 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung von 73,6% lag um 4 Prozentpunkte höher als bei der Abstimmung wegen des beabsichtigten Anschlusses an Kirchardt und war damit in dieser Höhe einmalig im Kreis Sinsheim. Den Ausgang der Bürgerbefragung bewertete Grombachs Bürgermeister als klaren Auftrag dafür, die Verhandlungen mit Bad Rappenau fortzuführen. Schließlich wurde die Eingemeindung Grombachs am 18. Januar 1972 im Bürgersaal des Rathauses mit der Vertragsunterzeichnung durch die beiden Bürgermeister Anton Dick und Fritz Hagner besiegelt.
Nun fehlte nur noch der Segen des Regierungspräsidiums. Allerdings musste Grombach fast ein Jahr darauf warten. Er wurde erst am 20. November 1972 erteilt, so dass Grombach ab 1. Januar 1973 zu Bad Rappenau gehörte.
Bis zur Gemeinderatswahl 1975 war der Ortsteil im Gesamtgemeinderat von Bad Rappenau durch vier bisherige Gemeinderäte vertreten: Fritz Bauer, Alfred Bohn, Reinhold Karl und Rolf Laufer.

Fürfeld

Für die Gemeinde Fürfeld, die 4 km südwestlich von Bad Rappenau liegt, stellte sich die Frage nach der Beibehaltung der Selbstständigkeit kaum, denn es war schon frühzeitig klar, dass es angesichts der bereits vollzogenen und sich anbahnenden Gemeindefusion in ganz Baden-Württemberg kaum eine Chance gab, selbstständig zu bleiben. Eine Gemeinde mit weniger als 1000 Einwohnern war einfach nicht mehr in der Lage, die gleichen Leistungen wie eine Großgemeinde zu erbringen.
Fürfeld zeigte zunächst Interesse an einem Zusammenschluss mit den Gemeinden Bonfeld, Biberach und Kirchhausen zu einem neuen Verwaltungsraum. Diese Lösung fand jedoch nicht die Zustimmung des Innenministeriums. Auch die Nachbargemeinde Kirchardt bekundete ihr Interesse an Fürfeld. Dieser Vorschlag stieß in Fürfeld jedoch auf wenig Gegenliebe. Die Gemeindeverwaltung hielt diese Lösung nicht für erstrebenswert. Kirchardt sei hinsichtlich der Bevölkerungszahl und der Leistungskraft einer der schwächsten Verwaltungsräume in der Region und würde es auch nach Zusammenschluss mit Fürfeld bleiben. Wichtige Aufgaben, wie die einer Baurechtsbehörde, könnten im Zuge der Funktionalreform einer Gemeinde in der Größe Kirchardts nicht übertragen werden.
Unter diesen Umständen sahen Bürgermeister und Gemeinderat keinen Sinn, die zunächst als Alternativlösung in Erwägung gezogene Fusion mit Kirchardt der Bevölkerung zur Abstimmung anzubieten. Man teilte dies dem Bürgermeisteramt Kirchardt umgehend mit und führte die Eingliederungsverhandlungen nur noch mit den Gemeinden Bad Rappenau und Bad Wimpfen weiter. Das Bürgermeisteramt arbeitete einen Entwurf für die Eingliederungsvereinbarung aus, der auf die grundsätzlichen Wünsche und Forderungen Fürfelds abgestimmt war und vom Gemeinderat diskutiert wurde.
Eine Fusion mit Wimpfen wäre in finanzieller Hinsicht vorteilhafter gewesen. Die Geldfrage wurde bei einer Bürgerversammlung im März 1972 heiß diskutiert. Es ging immerhin um den stattlichen Betrag von zwei Millionen Mark mehr Staatszuschuss. Wie die Aussprache deutlich zeigte, konnte sich aber die Mehrzahl der Diskussionsredner ein echtes Zusammenwachsen der Gemeinde mit Bad Wimpfen nicht vorstellen.
Diese Lösung wäre auch nur zusammen mit Bonfeld sinnvoll gewesen, denn ohne Bonfeld wäre Fürfeld eine Exklave geworden. Der Trend bei der Bürgerversammlung wies eindeutig auf den Anschluss nach Bad Rappenau.
Am 12. März 1972 waren die Fürfelder Bürger aufgerufen, über die Zukunft ihrer Gemeinde abzustimmen. 596 Bürger (50,5% der Wahlberechtigten) gingen an die Urnen. Für die Selbstständigkeit waren 37 (12,3%), für den Anschluss an Bad Rappenau 207 (68,8%) und nur 57 (18,9%) votierten für eine Eingliederung nach Bad Wimpfen.
Nachdem der Gemeinderat von Fürfeld am 14. September 1972 die Fusion mit Rappenau beschlossen hatte, war der Weg frei für die Unterzeichnung des Eingliederungsvertrags. Am 19. Oktober 1972 setzten der Bürgermeister von Bad Rappenau, Fritz Hagner, und der Bürgermeister von Fürfeld, Klaus Handel, im Bürgersaal von Bad Rappenau ihre Unterschrift unter die Vereinbarung.
Fürfeld schloss sich am 1. Januar 1973 der Gemeinde Bad Rappenau an. Der neue Ortsteil brachte 870 Einwohner und eine Gemarkungsfläche von 820 Hektar mit in die „Ehe“.
Fürfeld erhielt eine Ortschaftsverfassung. Der Ortschaftsrat mit dem Ortsvorsteher ist zu allen Angelegenheiten zu hören, welche die Ortschaft betreffen. Insoweit hat er auch ein Vorschlagsrecht gegenüber dem Gemeinderat. Nach der Eingemeindung fungierte der vormalige Bürgermeister Klaus Handel als Ortsvorsteher. Bis zur Wahl 1975 vertraten Ruprecht Bentz, Günther Billmann, Georg Eckbauer, und Wilhelm Reinhardt den Ortsteil Fürfeld im Gesamtgemeinderat.

Mit der Eingemeindung Grombachs und Fürfelds zum 1. Januar 1973 stieg die Einwohnerzahl Bad Rappenaus auf nunmehr 12.500 an. Flächenmäßig nahm der Kurort nun insgesamt 6.204 Hektar ein.

Bonfeld
Als letzte Gemeinde schloss sich Bonfeld am 1. November 1973 Bad Rappenau an.
Zu Beginn der 1970er Jahre stand auch die Gemeinde Bonfeld, knapp 4 km südlich von Bad Rappenau gelegen, vor der Aufgabe, innerhalb der laufenden Freiwilligkeitsphase den richtigen Anschluss zu finden, um in den Genuss der staatlichen Fördermittel zu gelangen. Zunächst diskutierte man die von verschiedenen Seiten angestrebte Viererlösung, die den Zusammenschluss der Gemeinden Biberach, Bonfeld, Fürfeld und Kirchhausen umfassen sollte. Das Innenministerium von Baden-Württemberg lehnte dies jedoch ab mit der Begründung, Biberach und Kirchhausen seien zu stark nach Heilbronn orientiert.
Kurzzeitig wurde auch eine Fünferlösung ins Gespräch gebracht. Das hätte bedeutet, dass außer den vier genannten Gemeinden auch Bad Wimpfen mit einbezogen worden wäre.
Nachdem keiner dieser Vorschläge verwirklicht werden konnte, hatte Bonfeld die Alternative, entweder eine Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Wimpfen oder mit Bad Rappenau zu bilden. Mit beiden Orten waren bereits Gespräche geführt worden. Zur ersten Information über den Willen der Bevölkerung waren am 12. März 1972 die Bonfelder Bürger zur Abstimmung aufgerufen worden. Die Wahlberechtigten sollten darüber entscheiden, ob die Gemeinde ihre Selbstständigkeit beibehalten oder aufgeben solle. Für den Fall, dass sich die Mehrheit für die Aufgabe der Selbstständigkeit aussprechen würde, stand die Eingliederung nach Bad Rappenau oder nach Bad Wimpfen zur Wahl.
Von den 895 Wahlberechtigten gaben 471 ihre Stimme ab, das waren 52,6%. Davon votierten 341 (72,4%) für eine selbstständige Gemeinde Bonfeld. Für den Fall, dass die Eigenständigkeit nicht mehr behalten werden könnte, entschieden sich 282 Wähler (59,9%) für Rappenau. Nur 84 (17,8%) gaben Bad Wimpfen den Vorzug. Also eine klare Aussage für einen Zusammenschluss mit Bad Rappenau. Bald herrschte Klarheit darüber, dass die Gemeinde Bonfeld keine Chance hatte, selbstständig zu bleiben.
Der Gemeinderat beschloss am 30. April 1973 mit 8 gegen 3 Stimmen den Anschluss an Bad Rappenau. Bei der feierlichen Unterzeichnung des Eingliederungsvertrages am 30. Mai 1973 in der Bonfelder Sporthalle bezeichnete Bürgermeister Helmut Krügel den historischen Tag als gravierenden Einschnitt in beide Gemeindewesen.
Der neue Stadtteil brachte gute Grundausstattung an kommunalen Einrichtungen mit in die „Vernunftehe“ ein: Kindergarten, neue Grundschule und Aussegnungshalle. Zusammen mit der Nachbargemeinde Fürfeld hatte Bonfeld die Kläranlage des Abwasserverbandes erstellt.
Vertreter des Ortsteils Bonfeld im Gesamtgemeinderat waren bis zur nächsten Gemeinderatswahl im Jahr 1975 die Gemeinderäte Otto Gundelfinger, Fritz Maisack, Franz Schattmann, Philipp Seußler und Helmut Wacker.

Mit der Eingliederung Bonfelds nahm die Einwohnerzahl der Kurstadt um rund 1300 Personen zu und betrug jetzt 13.800 Einwohner. Die Gemarkungsfläche vergrößerte sich um weitere 1.154 auf nun 7.358 Hektar.“

 
 
 
 
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