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 Seit April 2023 führt die Grabungsfirma Südwest Archäologie im zukünftigen Baugebiet „Halmesäcker“ eine archäologische Ausgrabung durch, die nach einer Unterbrechung über den Winter im März wiederaufgenommen wurde.

Ein Dorf der bandkeramischen Kultur
Feldbegehungen durch Dr. Hans-Heinz Hartmann und eine Voruntersuchung 2019 hatten gezeigt, dass in dem Gebiet zahlreiche Überreste eines jungsteinzeitlichen Dorfs der bandkeramischen Kultur (ca. 5500 - 4900 v. Chr.) erhalten sind. Bislang sind die Grundrisse von mindestens 12 Gebäuden aufgedeckt worden. Die häufig mehr als 20 m langen und gut 6 m breiten Häuser waren aus Holz und Lehm gebaut und das Dach mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Da das hölzerne Gerüst der Gebäude schon längst vergangen ist, zeichnen sich heute die Bauspuren nur noch als Erdverfärbungen im anstehenden Boden ab. U-förmig verlaufende Gräben im Nordwesten dienten als Fundament für eine solide Bretterwand. Die übrige Außenwand bestand aus dicht gesetzten, in den Boden eingegrabenen Pfosten, die durch ein mit Lehm verstrichenes Flechtwerk aus Ruten verbunden wurden. Typisch für die Bandkeramik sind die in Dreierreihen angeordneten Pfosten im Hausinneren, die das Dach trugen. Der am vollständigsten erhaltene Grundriss lässt noch die Dreiteilung in einen nordwestlichen, einen mittleren und einen süd-östlichen Hausteil erkennen (Abb. 1). Es wird angenommen, dass eine Familie von vielleicht 5-7 Personen in einem solchen Haus lebte und arbeitete. Es gibt Hinweise, dass im süd-östlichen Teil ein Zwischenboden eingezogen war, der als Speicher für Vorräte diente (Abb. 2). Wegen des milderen Klimas in dieser Zeit musste das Vieh nicht eingestallt werden.
Die Kultur der Bandkeramik war ursprünglich im Vorderen Orient entstanden und gelangte über den Donauraum nach Mitteleuropa. Mit ihr beginnt bei uns die Jungsteinzeit, die grundlegende Veränderungen für die Lebensweise der Menschen brachte. Ackerbau und Viehzucht sowie sesshaftes Leben in festen Häusern legten den Grundstein für die bäuerliche Wirtschaftsweise. Die bandkeramischen Siedler in Fürfeld gehören zu den ersten Bauern in unserer Region. Ihren Namen erhielt die Bandkeramik von den eingeritzten bandförmigen Verzierungen auf den Tongefäßen (Abb. 3). Metall war noch unbekannt, aber mit Geräten aus Holz, Knochen und Stein ließen sich die wichtigsten handwerklichen Tätigkeiten verrichten. Gegenstände aus organischem Material wie Holz, Leder oder Gewebe aus Pflanzen gab es ebenfalls, sie bleiben jedoch über solch lange Zeiträume in der Regel nicht erhalten. Bei der Ausgrabung wurden neben den zahlreichen Pfostengruben auch größere Gruben angetroffen, die wahrscheinlich ursprünglich der Entnahme von Lehm zum Hausbau dienten und später dann zur Entsorgung von Abfall, wie z.B. Tierknochen als Reste von Mahlzeiten oder zerbrochene Gefäße.
Das moderne Wohnbaugebiet „Halmesäcker“ entsteht also genau dort, wo vor 7000 Jahren schon einmal Häuser gestanden hatten.

Abb 1 Grundriss

Abb. 1: Grundriss eines Hauses der Bandkeramik aus Fürfeld. Schwarz sind die Verfärbungen der Wandgräben und Pfosten dargestellt.
Urheber: Markus Ortlieb, Fa. Südwest Archäologie.

Abb 2 LBK Haus

Abb. 2: Rekonstruktionszeichnung eines Bandkeramischen Hauses.
Urheber: Andrea Neth.

Abb 3 Keramik Frfeld

Abb. 3: Scherben von bandkeramischen Gefäßen aus Fürfeld, die mit geritzten Linien und Einstichen verziert sind. Zu den Funden gehören auch eine Knochenahle und ein Steinbeil.
Urheber: Yvonne Mühleis, Landesamt für Denkmalpflege.

Grabenanlage der Michelsberger Kultur
Am Westrand der Grabungsfläche wurde völlig unerwartet eine große Grabenanlage entdeckt. Der bogenförmig verlaufende Graben, der aus mehreren einzelnen, durch Erdbrücken getrennten länglichen Abschnitten besteht, konnte auf einer Länge von rund 100 m bis zur Grenze des Baugebiets freigelegt werden (Abb. 4). Der weitere Verlauf außerhalb des Baugebiets ist noch unbekannt. Der Graben ist bis zu 5 m breit und wurde in den steinigen Lettenkeuper eingetieft. Bis Jahresende wurde das nördliche Drittel ausgegraben. Die Grabentiefe beträgt zwischen nur noch wenigen Zentimetern und 1,30 m. Aus dem Aushubmaterial wurde einst ein Erdwall entlang der Innenseite aufgeschüttet, der heute aber vollständig eingeebnet ist. In den Gräben wurden Keramik, Tierknochen und verziegelter Lehm gefunden. Mittels Radiokohlenstoffdatierung konnte ein Knochen in den Zeitraum zwischen 4319 und 4055 v. Chr. datiert werden.
Das Fürfelder Grabenwerk mit den deutlich erkennbaren Unterbrechungen zeigt eindeutige Parallelen zu den Erdwerken der jungneolithischen Michelsberger Kultur, die mit drei großen Anlagen bei Ilsfeld, Obereisesheim und Heilbronn-Klingenberg eine auffällige Häufung im Kreis Heilbronn aufweisen. Die nächstgelegenen Erdwerke sind erst wieder bei Bruchsal bekannt.

Autoren
Dr. Andrea Neth, Landesamt für Denkmalpflege
Markus Ortlieb M.A., Grabungsleiter der Fa. Südwest Archäologie

Abb 4 Erdwerk Frfeld

Abb. 4: Der mehrfach unterbrochene Graben des Michelsberger Erdwerks zeichnet sich in einer Luftaufnahme ab. Am oberen Bildrand wurden schon Profilschnitte angelegt.
Urheber: Fred Carter, Südwest Archäologie.

 
 
 
 
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