Eine Kläranlage steht nie still, 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche läuft sie. Damit das so bleibt, investiert die Stadt Bad Rappenau über ihren Eigenbetrieb Stadtentwässerung permanent hohe Summen in die Unterhaltung und Erneuerung der Anlage.

„Die Abwasserbeseitigung ist ein Thema, an das man nicht ständig denkt“, so Oberbürgermeister Sebastian Frei bei einem Pressetermin in der Kläranlage Mühlbachtal Bad Rappenau. „Aber die Kläranlage ist ein wichtiger Betrieb, sie gehört zur kritischen Infrastruktur, man stelle sich nur vor, was passiert, wenn die Kläranlage ausfällt.“ Damit es nicht dazu kommt, haben die Beschäftigten der Kläranlage und Tiefbauamtsleiter Erich Haffelder, der gleichzeitig technischer Leiter des Eigenbetriebs Stadtentwässerung ist, alles genau im Blick.

Verschiedene Neuerungen wurden in den vergangenen Jahren auf der Kläranlage durchgeführt. Ende 2022 wurde für 85.000 Euro der Maßnahmenbeschluss zu einer zusätzlichen Messeinrichtung für den Abwasserzulauf aus Bad Rappenau gefasst, weitere Messeinrichtungen befinden sich am Zulauf von Siegelsbach sowie am gemeinsamen Zulaufkanal nach der Rechenanlage. „Das Abwasser in den Zuläufen muss täglich beprobt werden, um den Grad der Verschmutzung festzustellen“, erklärt Erich Haffelder. Mitte 2023 wurde die bestehende Rechenanlage erneuert, die Gesamtkosten lagen bei 123.000 Euro. Der Rechen filtert das Abwasser, bevor es in die Belebungsbecken kommt. „Mit dem neuen Rechen können wir dreimal so viele Schwebstoffe herausfiltern wie mit der alten Anlage, das ist eine wesentliche Verbesserung der Reinigungsleistung“, so Betriebsleiter Haffelder.

575.000 Euro haben die Erneuerung der chemischen Phosphorelimination und die bauliche Optimierung der Annahmestelle von Abwässern aus privaten Gruben und Kleinkläranlagen gekostet. Der alte 25.000 Liter-Behälter für das Eisen-3-Material, mit dem der Phosphor aus dem Abwasser gelöst wird, wurde durch einen 40.000 Liter-Behälter an einem neuen Standort ersetzt. Dadurch konnte auch die Annahmestelle für private Abwässer verlegt und so die Anlieferung verbessert werden.

Erst kürzlich wurde auch eine neue Zentrifuge zur Trocknung von Klärschlamm angemietet. Diese ersetzt vorübergehend die 15 Jahre alte Zentrifuge der Kläranlage. „Den Klärschlamm müssen wir nach Gewicht zahlen, wenn er abgeholt wird“, erklärt Erich Haffelder, „je trockener er ist, desto günstiger wird es. Die Mietzentrifuge arbeitet deutlich besser also die bisherige.“ Für 2026 ist der Einbau einer neuen Zentrifuge geplant.

Kopfzerbrechen bereitete den Mitarbeitern auch eine Undichtigkeit an der Transportdruckleitung, über die das Abwasser von Heinsheim in die Kläranlage Mühlbachtal gepumpt wird. Inzwischen wurde das Leck durch eine Begasung gefunden und - im schwer zugänglichen Gelände – repariert. Solange die Leitung außer Betrieb war, waren täglich Abwassertransportfahrzeuge vom Pumpwerk Heinsheim in Richtung Kläranlage unterwegs.

Künftige Maßnahmen zum Erhalt der Kläranlage sind bereits geplant und vom Gemeinderat beschlossen: Ende Juli hat der Gemeinderat dem Bau einer neuen Trafostation für die Kläranlage zugestimmt, die Kosten für den Abbau der fast 50 Jahre alten Trafostation und den Bau eines neuen Trafos liegen bei rund 650.000 Euro. Die Leistungsfähigkeit des alten Trafos ist durch den gestiegenen Strombedarf der Kläranlage mittlerweile nicht mehr ausreichend, vor allem für die Lufterzeugung der biologischen Reinigungsstufe. Dies führt zu erhöhtem Stromverbrauch und erzeugt betriebliche Probleme im Reinigungsprozess.

Die neue Trafostation soll an einem Standort außerhalb des umzäunten Kläranlagengeländes errichtet werden. Wegen der langen Lieferzeiten der erforderlichen Bauteile und Komponenten ist eine Realisierung frühestens ab Mitte 2026 zu erwarten. Durch den Abbau der alten Trafostation wird zudem Platz für einen weiteren Ausbau der Kläranlage frei, falls dieser erforderlich sein sollte.

Eine Energieeffizienzanalyse für die Kläranlage hat zudem weitere Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt, wie die Nutzung von Abwärme zur Heizung der Gebäude oder die Errichtung von Photovoltaikanlagen. „Es gibt eine große Dynamik im Bereich Abwasserbeseitigung, zum einen geht es um Energieeffizienz, zum anderen um mögliche neue Klärstufen für das Wasser“, fasst OB Frei zusammen.

Aber die beste Anlage ist nichts ohne geschultes und motiviertes Personal – zum Glück ist man auch hier in Bad Rappenau gut aufgestellt.